Einer von uns - Carl Friedrich August Glaschke

Einleitung

Im folgenden Beitrag lesen Sie über das bewegende Leben des August Glaschke. Sie erfahren, wie er aus einer mittellosen Familie stammend, zu einem erfolgreichen Torfstechermeister wurde und wie ihm der Glaube an Gott dabei half seinen Seelenfrieden zu finden.

Leben

Carl Friedrich August Glaschke wurde am 21.08.1825 in Schlestadt b. Sonnenburg (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg) als Sohn von Friedrich Glaschke und Caroline geb. Schulz geboren und starb am 21.05.1901 in Streitwalde (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg).

Von einem Bruder der Herrnhuter Brudergemeine wurde er wie folgt beschrieben. Er hatte „einen natürlichen guten Verstand und große Tatkraft. Dabei besaß er einen geraden, aufrichtigen Charakter und ein feines Gefühl dafür, was Ordnung und Sitte ist, und was Pflicht und Recht gebieten“. Bei seiner Begräbnisrede nannte ihn der Pastor „den barmherzigen Samariter für die Kranken, Armen und Betrübten in der Parochie“.

Als er 2 Jahre alt war brannte das Haus ab in dem die Familie zur Miete wohnte. Die Eltern konnten nur ihr und das Leben ihrer Kinder retten. Sie verloren alles und kamen für drei Jahre bei ihrem Nachbarn Brunkow unter. Zwischen 1830 und 1837 lebte die Familie in Woxholländer (Kr. Landsberg/Ostbrandenburg) und zog von dort nach Mannheim (zu Malta gehörig im Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg).

Der Vater arbeitete fern der Heimat auf dem Gut Kienitz als Vorschnitter und starb dort 1837 an Thypus - er wurde dort beigesetzt. Seine Ehefrau war nun auf sich allein gestellt und musste 6 minderjährigen Kinder versorgen.

Dem ehemaligen Arbeitgeber des Vaters, Amtsrat Koppe, ist es zu verdanken, dass die Familie keinen Hunger leiden musste. Er unterstütze die Familie zwei Jahre lang mit jährlich 12 Scheffel Brotgetreide. 1839 konnte August, zusammen mit seiner zwei Jahre älteren Schwester, in der Kartoffelernte helfen. Ab da war es der Familie wieder möglich, sich aus eigener Kraft ernähren zu können, wenn sie auch weiterhin in armen Verhältnissen leben musste.

Am 09.01.1852 heiratete August Glaschke Wilhelmine Lehmann aus Schartowsthal (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg). Sein Familiensitz befand sich nun in Streitwalde (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg), wo auch seine Mutter lebte. Aus der Ehe gingen 4 Kinder hervor, die alle im jungen Kindesalter verstarben. Doch damit nicht genug. Seine Ehefrau erkrankte 1855 bei der Geburt ihres letzten Kindes an einer schweren Krankheit und wurde dadurch geistesgestört. Sie wurde von verschiedenen Ärzten erfolglos behandelt und musste letztlich in einer Berliner Klinik untergebracht werden, wo sie am 28.02.1857 an einer Lungenentzündung verstarb.

Am 20.11.1857 heiratete August Glaschke Wilhelmine Meyer, die Schwester meines UrUrgroßvaters, aus Streitwalde (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg). Ihre Ehe war glücklich, aber kinderlos. Sie lebten nach seiner Torfstechertätigkeit letztlich in Streitwalde (Kr. Oststernberg(Ostbrandenburg) einfach und sparsam, obwohl er gemeinhin als reicher Mann galt.

Er gab Arzeneien für Kranke aus aber erteilte auch medizinischen Rat, sowie homöopatische Mittel unentgeltlich. Als Agent für christliche Zeitschriften und Blätter war er ebenfalls im Ort bekannt.

Er starb am 21.05.1901 an einem Hinschlag in Streitwalde (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg).

Der Torfstecher

1853 pachtete er ein Rittergut bei Berlin (Rankenheim), welches hauptsächlich aus Torflagern bestand. 1869 vergrößerte sich das Torfgeschäft, so dass er und seine Frau die Sommermonate über in Berlin verbrachten. Das Geschäft florierte so gut, dass er das Gut zusammen mit seinem Bruder kaufen konnte. Sie kauften sie viele sehr teure Kähne auf eigene Kosten, bemannten und beluden sie mit Torf und beförderten diesen so über die Spree nach Berlin.

Als er älter war und vermögend genug, verkaufte er das Gut „unter sehr brüderlichen Bedingungen“ an seinen Bruder. Übrig blieben einige Morgen Land in Streitwalde, die er weiterhin bewirtschaftete.

Die Herrnhuter

Durch den Lebenslauf des August Glaschke zieht sich ein roter Faden. Bereits im Kindesalter fühlt er das Wirken Gottes auf seine Seele. Aber auch später musste er erst seinen Vater im Kindesalter verlieren, einen seiner jüngeren Brüder zu Grabe tragen, der ebenfalls fern der Heimat verstarb, seine erste Frau und alle seine mit ihr gezeugten Kinder. Unruhe und Angst erfüllten ihn, obwohl er erfolgreich im Torfgeschäft tätig war. Er fand seinen Weg zu Gott einfach nicht.

Anfang des Jahres 1855 besuchte er das erste Mal eine Versammlung der Brüdergemeine. Während seine Mutter bereits längere Zeit an diesen Versammlungen teilnahm, hatte er und seine erste Frau kein Interesse. Nach seinem ersten Besuch wurde er von einem Bruder der Gemeine gefragt, warum er gerade heute zur Versammlung kam. August Glaschke erzählte ihm, dass er in „seinem Herzen bekümmert sei um das Selig werden“, dass er noch immer keinen klaren Weg vor sich sähe um zum Frieden zu gelangen. Der Bruder antwortete ihm „Daß du in deinem Herzen bekümmert bist, das ist die Wirkung des heiligen Geistes. Der Geist Gottes zeigt dir deine Sünden. Aber er will dir noch mehr zeigen. Er will dir auch zeigen, wie du von diesem Druck frei wirst. Sieh, der Heiland hat am Kreuz auch deine Sünden gebüßt; auch für dich ist er gestorben, dich frei und selig zu machen. Fall auf deine Knie und bete zu dem gekreuzigten Heiland, dass er dir alle Sündenschuld wegnehme“. August sprach ab da an die Not seines Herzens dem Heiland gegenüber an und empfand Frieden in seinem Herzen. Als sein letztgeborenes Kind und auch seine Frau verstarben, endete seine „Prüfungsschule“. Er fand ab da Trost und Liebe im Heiland.

Im Jahre 1862 wurde August Glaschke zum Versammlungshalter in Streitwalde (Kr. Oststernberg/Ostbrandenburg) ernannt. Sein Amt als Versammlungsleiter nahm er sehr ernst. Er beschäftigte sich im Vorfeld mit den vorzutragenden Betrachtungen und suchte sich passende Verse aus dem Brüdergesangbuch heraus. Da in den Winterabenden keine Versammlungen stattfanden, besuchte die Familie Glaschke die anderen Mitglieder der Brüdergemeine. Bei diesen Besuchen wurde gelesen, gesungen und sich unterhalten, sowie mit einem Abendsegen und Gebet geschlossen.

Das Torfgeschäft brachte es mit sich, dass die Familie die Sommermonate über in Berlin verbrachte. Dort traten er und seine Frau der Brüdergemeine am 26.09.1874 bei.

Am 28.12.1877 wurde er in das Ältesten-Kollegium des Diaspora Distrikts Netz- und Warthebruch gewählt, das aus 12 Mitgliedern bestand. Im Rahmen seiner Mitgliedschaft hat er viele Jahre lang das Amt des Kassen-Rendanten des gesamten Distrikts bekleidet. Im Rahmen dieses Postens war er auch stark in den Bau des Versammlungssaals in Spiegel (Kr. Landsberg/Oststernberg) involviert, der 1896 gebaut wurde.

1898 wurde die Organisation „Missionshilfssammlung“ nach seinen Plänen ins Leben gerufen.

Er nahm, nach seinem Ausscheiden aus dem Torfgeschäft, an verschiedenen Versammlungen im Warthebruch-Distrikt, sowie den Missions- und Jahresfesten teil. Er besuchte aber auch andere Herrnhuter Gemeinen, sowie Herrnhut selbst.

Quelle:
„Lebenslauf des verheirateten Bruders Carl Friedr. August Glaschke, heimgegangen in Streitwalde im Warthebruch am 21.05.1901“ (Mad B. 1901, S. 602-614 Unitätsarchiv Herrnhut)
Beerdigung Friedrich Glaschke (Ev. Kirchengemeinde Groß Neuendorf, 32/1837)
Beerdigung Wilhelmine Glaschke geb. Lehmann (Ev. Kirchengemeinde Charite Berlin 184/1857)